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"Carmen" an der Wiener Staatsoper: Mit allen Klischees aufgeräumt
KurierGeorges Bizets „Carmen“ in einer (nicht ganz so neuen) Neuproduktion von Calixto Bieito. Die Wiener Staatsoper ist seit Kurzem ja auch ein Museum, das seine architektonischen Schätze einem sehr dankbaren Publikum präsentiert. Alles andere als museal sind die Produktionen, die Direktor Bogdan Roščić auf die Bühne bringt. Denn das Haus am Ring trotzt der Corona-Pandemie in beeindruckender Art und Weise. Während andere Veranstalter noch immer in Schockstarre verweilen oder zumindest die aktuelle Spielzeit aufgegeben haben, wird hier munter gelebt, geliebt und gemordet. Zwar nicht vor Publikum – bei allen Premieren sowie Wiederaufnahmen sind nur wenige Medienvertreter zugelassen – aber via Stream und ORF III. So konnte nun auch Georges Bizets „Carmen“ in der seit 1999 beinahe weltweit gezeigten Kult-Produktion von Regisseur Calixto Bieito ihr Wien-Debüt geben. Und wer das Glück hatte, vor Ort sein zu dürfen, kann sich den imaginären Jubel für alle Protagonisten und die (wohl erwartbar gewesenen) Teilproteste gegen diese Inszenierung sehr gut vorstellen. Teilproteste? Ja, immerhin musste Franco Zeffirellis Jahrzehnte alte, das Geschehen sehr behübschende Folklore-Deutung nun einer eher radikalen Adaption weichen. Denn Bieito räumt in seiner „Carmen“ mit allen Klischees kräftig auf. Da gibt es keine Soldatenromantik, keine entzückenden Schmuggler, keine Torero-Heroisierung.
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